Grafische Desktops

Linux-basierte Systeme bieten eine breite Palette von grafischen Desktop-Umgebungen, die das Arbeiten mit grafischen Benutzeroberflächen (GUIs) erleichtern. Eine Desktop-Umgebung (DE) ist eine Sammlung von Software, die die Benutzeroberfläche (UI) einer Linux-Distribution bildet, einschließlich Fenstermanager, Panels, Icons, Menüs und Tools.

In diesem Tutorial werden einige der beliebtesten Desktop-Umgebungen vorgestellt, wie man sie installiert, zwischen ihnen wechselt und wichtige Unterschiede zwischen ihnen verstanden.


1. Beliebte Desktop-Umgebungen

Hier ist eine Liste einiger weit verbreiteter grafischer Desktops:

  • GNOME: Eine moderne, schlichte und intuitive Desktop-Umgebung, die vor allem in Ubuntu und Fedora vorkommt.
  • KDE Plasma: Ein sehr anpassbarer und funktionsreicher Desktop, der unter der Haube leicht und effizient ist.
  • Xfce: Eine leichtgewichtige und dennoch voll ausgestattete Desktop-Umgebung, ideal für ältere Computer.
  • LXQt: Eine sehr leichtgewichtige und minimalistische Desktop-Umgebung, basierend auf Qt, die sich für ressourcenschwache Systeme eignet.
  • Cinnamon: Eine elegante und funktionale Desktop-Umgebung, die vor allem in Linux Mint genutzt wird.
  • MATE: Eine traditionelle Desktop-Umgebung, die auf GNOME 2 basiert und sich durch Einfachheit und Leistung auszeichnet.

2. Installation von Desktop-Umgebungen

Abhängig von Ihrer Linux-Distribution variiert die Installation der Desktop-Umgebungen ein wenig. Im Folgenden sind die Installationsschritte für einige gängige Desktop-Umgebungen beschrieben.

GNOME installieren

GNOME ist standardmäßig in vielen Distributionen wie Fedora oder Ubuntu GNOME vorinstalliert. Falls es nicht vorhanden ist, können Sie es wie folgt installieren:

Debian/Ubuntu:
sudo apt install gnome-shell

Fedora:

sudo dnf groupinstall "GNOME Desktop"

Arch Linux:

sudo pacman -S gnome

Nach der Installation kann GNOME über einen Display-Manager (wie GDM) gestartet werden.


KDE Plasma installieren

KDE Plasma bietet eine funktionsreiche und anpassbare Desktop-Umgebung mit vielen Werkzeugen.

Debian/Ubuntu:
sudo apt install kde-plasma-desktop

Fedora:

sudo dnf groupinstall "KDE Plasma Workspaces"

Arch Linux:

sudo pacman -S plasma

Xfce installieren

Xfce ist eine leichtgewichtige Desktop-Umgebung, die ideal für ältere Hardware ist.

Debian/Ubuntu:
sudo apt install xfce4

Fedora:

sudo dnf groupinstall "Xfce Desktop"

Arch Linux:

sudo pacman -S xfce4 xfce4-goodies

Cinnamon installieren

Cinnamon ist die Standard-Desktop-Umgebung von Linux Mint, aber auch auf anderen Distributionen verfügbar.

Debian/Ubuntu:
sudo apt install cinnamon

Fedora:

sudo dnf install cinnamon

Arch Linux:

sudo pacman -S cinnamon

MATE installieren

MATE ist ideal für Benutzer, die eine klassische Desktop-Erfahrung bevorzugen, basierend auf GNOME 2.

Debian/Ubuntu:
sudo apt install mate-desktop-environment

Fedora:

sudo dnf groupinstall "MATE Desktop"

Arch Linux:

sudo pacman -S mate mate-extra

3. Wechseln zwischen Desktop-Umgebungen

Nachdem Sie mehrere Desktop-Umgebungen installiert haben, können Sie beim Anmelden auswählen, welche Sie verwenden möchten.

Schrittweise Anleitung zum Wechseln der Desktop-Umgebung:

  1. Abmelden: Melden Sie sich von Ihrer aktuellen Sitzung ab.
  2. Anmeldebildschirm: Am Anmeldebildschirm (meistens über einen Display Manager wie GDM, LightDM oder SDDM) sehen Sie ein Symbol oder Menü, mit dem Sie die Desktop-Umgebung auswählen können.
  3. Desktop auswählen: Klicken Sie auf das Symbol und wählen Sie die gewünschte Desktop-Umgebung (z.B. GNOME, KDE Plasma, Xfce) aus.
  4. Anmelden: Geben Sie Ihr Passwort ein und melden Sie sich mit der gewählten Desktop-Umgebung an.

4. Vergleich der Desktop-Umgebungen

Es gibt mehrere Faktoren, die Sie bei der Wahl einer Desktop-Umgebung berücksichtigen können:

Ressourcenverbrauch

  • Leichtgewichtige Desktops: Xfce, LXQt, und MATE sind ideal für ältere Computer oder Systeme mit geringer Rechenleistung.
  • Mittelschwer: Cinnamon und KDE Plasma bieten eine gute Balance zwischen Funktionen und Leistung.
  • Ressourcenintensiv: GNOME bietet eine sehr moderne und intuitive Benutzererfahrung, benötigt jedoch mehr Speicher und Rechenleistung.

Anpassbarkeit

  • Sehr anpassbar: KDE Plasma ist bekannt für seine umfassenden Anpassungsmöglichkeiten und Flexibilität.
  • Mäßig anpassbar: Cinnamon und MATE bieten einige Anpassungsoptionen, ohne zu überladen zu sein.
  • Wenig anpassbar: GNOME konzentriert sich auf eine minimalistische und konsistente Benutzererfahrung und bietet weniger direkte Anpassungsmöglichkeiten.

Aussehen und Benutzererfahrung

  • Modern: GNOME und KDE Plasma bieten moderne und visuell ansprechende Benutzeroberflächen.
  • Klassisch: MATE und Cinnamon bieten eine traditionellere Desktop-Erfahrung, die Windows-Nutzern vertraut vorkommt.
  • Minimalistisch: Xfce und LXQt sind einfach, leichtgewichtig und fokussieren auf Leistung und Effizienz.

5. Display Manager

Ein Display Manager ist eine Software, die den Anmeldebildschirm bereitstellt und es Ihnen ermöglicht, zwischen verschiedenen Desktop-Umgebungen zu wechseln. Beispiele sind:

  • GDM (GNOME Display Manager) – Wird standardmäßig von GNOME verwendet.
  • LightDM – Ein leichter, schneller und flexibler Display Manager, oft für Xfce oder MATE verwendet.
  • SDDM (Simple Desktop Display Manager) – Standardmäßig in KDE Plasma.

Display Manager installieren und ändern

LightDM auf Ubuntu installieren:
sudo apt install lightdm
sudo systemctl enable lightdm

SDDM auf Fedora installieren:

sudo dnf install sddm
sudo systemctl enable sddm

6. Fehlerbehebung

Desktop-Umgebung startet nicht

Falls eine Desktop-Umgebung nach der Installation nicht startet, kann es sein, dass der zugehörige Display Manager nicht korrekt läuft. Überprüfen Sie dies mit:

sudo systemctl status gdm    # Für GDM
sudo systemctl status lightdm    # Für LightDM
sudo systemctl status sddm    # Für SDDM

Falls der Display Manager deaktiviert ist, können Sie ihn mit sudo systemctl enable und sudo systemctl start aktivieren und starten.

Ressourcenprobleme

Falls Ihr System langsam wird, könnte es an zu vielen Hintergrunddiensten oder Anwendungen liegen, die unter einer ressourcenintensiven Desktop-Umgebung wie GNOME oder KDE Plasma laufen. Erwägen Sie den Wechsel zu einer leichtgewichtigen Umgebung wie Xfce oder LXQt.


Fazit

Die Vielfalt der grafischen Desktop-Umgebungen unter Linux ermöglicht es den Benutzern, eine Oberfläche zu wählen, die ihren Vorlieben und Systemressourcen entspricht. Ob Sie ein leichtgewichtiges Setup für alte Hardware, eine moderne und aufgeräumte Umgebung oder eine stark anpassbare Benutzererfahrung wünschen – Linux bietet eine Lösung für jede Anforderung. Durch die Installation mehrerer Desktop-Umgebungen und das Wechseln zwischen ihnen können Sie herausfinden, welche am besten zu Ihren Bedürfnissen passt.

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